Drama-Dreieck (Transaktionsanalyse)
Kurzbeschreibung:
Länger andauernde und immer wieder kehrende Konflikte zwischen Menschen können nach Stephen Karpman durch eine unbewußte Dynamik scriptgebundener "Spielformen" bedingt sein. Die Kommunikationsbeteiligten befinden sich in einem Drama-Dreieck von "Verfolger", "Retter" und "Opfer". Das "Spiel" beginnt, in dem eine Person eine von diesen drei Rollen übernimmt und eine andere Person in eine der anderen beiden Rollen hinein "zwingt". Die Rollen wechseln dann zwischen den Interaktionspartnern auf eine solche dynamische Weise, wie sie aus Kampffeldern in Märchen, Mythen und klassischen Dramen sowie in alltäglich eskalierenden Konflikten zu finden sind.
Rollendefinitionen:
- Retter (Ratgeber) empfinden sich als höher stehender. Sie sprechen anderen die Fähigkeit ab, aus eigener Initiative heraus handeln zu können.
- Verfolger (Verbesserer) setzen anderen zu und setzen sie herab. Sie missachten den Wert und die Würde eines Menschen.
- Opfer erleben sich als Objekt eines übermächtigen Geschehens. Sie betrachten sich selbst als jemanden, der es nicht anders verdient hat, als zurückgewiesen oder herabgesetzt zu werden. Es müsse ihnen geholfen werden, da sie selber nicht in der Lage wären, eigenständig zu handeln oder zu entscheiden.
Bild aus: Lahninger, P.; Leiten, Präsentieren, Moderieren. Arbeits- und Methodenbuch für Teamentwicklung und qualifizierte Aus- & Weiterbildung. Münster 1998, Ökotopia Verlag, S. 123
Begründung aus Sicht der Transaktionsanalyse:
Kinder brauchen Zuwendung und der kindliche Organismus möchte sie permanent. Doch in der "Zuwendungswelt" der Eltern gelten Regeln, welche diesem Anspruch nicht genügen können. So verknüpft sich mit dem Lebensscript des Kindes ein individuelles Muster, auf welche Weise Zuwendung auch erzwungen werden kann, denn negative Verhaltensweisen erzeugen häufig effektivere Zuwendungs-Reaktionen.
Gemachte Erfahrungen der Kindheit wollen im weiteren Lebensverlauf aktualisiert werden. Und gerade in instabilen Zuständen, wenn man auch als Erwachsener irritiert ist, sich unsicher oder angegriffen fühlt, wird unbewußt auf diese bisher lebenslangen "bewährten" Verhaltensmuster zurückgegriffen, da sie (ehemals) andere kontrollierten und ihnen Zuwendung abringen konnten. Man "spielt" den "Verfolger", "Retter" oder das "Opfer" und erzwingt bei anderen deren unbewußten scriptgerechten Reaktionen, denen sich Interaktionspartner in aller Regel nicht entziehen können. Die gegenseitigen Reaktionen und der Wechsel der Rollen stabilisieren das Drama-Dreieck.
Wege daraus:
- Retter-Angebote ablehnen und ressourcenorientierte Massnahmen anbieten
- Verfolger stoppen und helfen, deren eigene Befindlichkeit zu explorieren
- Opfern Mut machen, eigene Lösungen zu finden
- Wach sein und auf Drama-Rollen sensibilisiert sein - gar nicht erst ins Drama-Dreieck hineinziehen lassen
- Mitteilen aus dem Erwachsenen-Ich heraus, wie es mir im Hier und Jetzt geht, nicht aus dem Kind-Ich heraus reagieren
- Das Erwachsenen-Ich des Partners befragen, nicht sein Kind-Ich
- Authentische und kongruente Interaktion fördern
- Meta kommunizieren
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