Systemisches Familien stellen
Vorbemerkung:
In der gängigen Litaratur wird unter dem Systemischen Familien stellen die Familienaufstellung von Bert Hellinger referiert. Hellingers Stellen von Familien haben nach meiner Einschätzung weniger Systemisches als Grundlage, sondern vor allem persönliche Erfahrungen, welche scheinbar faszinierend wirken, doch keiner theoretischen Reflexion Stand halten.
Nach meiner Erfahrung lohnt es sich von daher, sich mit seinem Konzept kritisch auseinander zu setzen und eine eigene Position zu generieren.
Beschreibung:
Bei der Familienaufstellung stellt eine Person das innere Bild ihrer Familie mit Hilfe von anderen Personen auf. Sie sucht aus der Gruppe Stellvertreter (Repräsentanten) für sich und andere Familienmitglieder und stellt sie gesammelt, ohne zu sprechen, in Beziehung zueinander auf. Die Aufgestellten spüren körperlich die Wirkungen des Platzes im System, an dem sie stehen: als Schauer, Schweißausbruch, Druck. Sie fühlen Nähe, Ärger, Tiefe, Trauer, ohne daß sie die Personen kennen, für die sie stehen.
Inhalte der Aufstellungen sind in der Regel existentielle Vorgänge im menschlichen Leben: Zugehörigkeit oder Ausgeklammertsein, Bindung und Lösung, Abwertung und Anerkennung, der Umgang mit schweren Schicksalsschlägen usw. Bei vielen Aufstellungen geht es oft um das Wiederfinden von Ausgeschlossenen oder Ausgeschlossenem, und ein Aspekt der Heilung bedeutet hier das Wieder-Ganz-Werden, das Wiederfinden der Verflechtungen, der vollständigeren Beziehungsstruktur.
Dabei bedeutet das systemische Vorgehen, dass Phänomene in dem Kontext gesehen werden, in dem sie sich zeigen, und in dessen geschichtlichen Zusammenhängen. Systemisches Denken und Handeln berücksichtigt die wechselseitigen rekursiven Beeinflussungen und verhaftet nicht in linearen Ursache-Wirkungs-Konstruktionen. So werden bei Aufstellungen nicht isolierte Personen mit ihren Eigenschaften betrachtet, sondern die Interaktionen im Generationen übergreifenden System, die Wechselbeziehungen der Personen, die zusammen ein System bilden.
Die Aufstellungsarbeit ist in der Regel ein Gruppenverfahren, sie wird aber auch in der Einzeltherapie genutzt (anstelle von Personen mit Figuren bzw. Gegenständen). Sie ist mittlerweile über das Familienstellen hinaus weit verbreitet und wird beispielsweise angewandt:
- in der Psychotherapie bei Problemen
von Einzelpersonen, Paaren und Familien,
- als Organisations-Aufstellung
zur Lösung von Konflikten und Problemen in Organisationen, Firmen und Familien-Unternehmen,
- bei Nachfolgeregelungen in Familienbetrieben,
- in der Personalauswahl / Existenzgründung,
- im Coaching, um systemische Zusammenhänge und Resonanzen deutlich zu machen und angemessene Zielvorstellungen zu formulieren,
- in der Fallsupervision für Berater
von Organisationen bzw. Arbeitssystemen,
- in Schulen oder ähnlichen Institutionen, um mit Schülerinnen und Schülern Konflikte zu klären,
- im juristischen Bereich in der
Mediation, in Zusammenhang mit Sorgerechtsprozessen und in der Arbeit mit
Strafgefangenen, (Täter-Opfer-Problematik),
- bei körperlichen Erkrankungen
(z.B. Krebs) sowie in psychosomatischen, psychiatrischen und Suchtkliniken,
- zur Aufarbeitung der Folgen von
Krieg, Verfolgung und Nazizeit,
- in Kinderheimen (Familien von
verhaltensauffälligen Kindern) oder bei Adoptionen und in Pflegefamilien,
- als Systemische Strukturaufstellung
zur Lösung von Entscheidungssituationen oder zur Transformation von Problemkonstellationen,
- oder beispielsweise als Drehbuchaufstellungen mit Autoren.
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