Methoden für Kinder und Jugendliche in der Systemischen Familientherapie
Kurzbeschreibung:
Systemisch denkende und handelnde TherapeutInnen beziehen in ihre Sitzungen neben den Erwachsenen auch deren Kinder und Jugendliche mit ein. Im Sinne eines kundenorientierten und klientenzentrierten Umganges lassen sich die Erwachsenen vorwiegend sprachlich erreichen und die Kinder und Jugendlichen eher handlungsorientiert. Wollen TherapeutInnen im Sinne des Joinings Kontakt zu allen Familienmitgliedern herstellen und über die gesamte Sitzung halten, brauchen TherapeutInnen methodisches Handwerkzeug, welches alle Systemmitglieder mit ihren unterschiedlichen Entwicklungsaltern in der Sitzung wirkungsvoll erreicht.
In der systemischen Praxis scheint es nach aktuellen Untersuchungen (z.B. Lenz, 2000) so zu sein, dass in den therapeutischen Sitzungen im Schnitt überwiegend sprachlich und weniger auf der Grundlage entwicklungspsychologisch bedingter Ausdrucksformen der Kinder und Jugendlichen interagiert wird. FamilientherapeutInnen würden insgesamt mehr erwachsenenbezogen orientiert intervenieren. Deswegen wird kritisch angemerkt, dass es zum Handeln mit Kindern und Jugendlichen neben dem Wissen um die Systemtheorie viel mehr als bisher auch der Kenntnisse der Säuglingsforschung, Bindungs- und Entwicklungspsychologie bedürfe.
Systemische TherapeutInnen müssen
auf der Basis profunder Kenntnisse
über Kinder und Jugendliche in der
Lage sein,
mit ihnen
ihrem Ausdrucksverhalten angemessen
"auf gleicher Augenhöhe"
handelnd zu interagieren.
Eine kleine Methodenauswahl:
- Gestaltung des Therapieraumes
- Spielecke mit Spielsachen, Malutensilien, Schreibtafel
- Materialien für Bau- und Steckspiele
- Begrüßung von Kindern und Jugendlichen
- Beim Begrüßen kleinerer Kinder in die Hocke gehen
- Erklären, wo sich im Raum welche Sachen befinden
- Raten lassen, wo sich die Videokamera, das Mikrofon usw. befinden
- Kinder dürfen sich ein Stofftier, eine Puppe o.ä. als Begleiter aussuchen, damit sie sich nicht so alleine fühlen und damit er dafür sorgt, dass die Kinder zu ihren Rechten kommen
- Begrüßung von Jugendlichen mit derbem pubertätsgerechtem Handschlag
- für Hobbies interessieren, Musik und Sport usw.
- sich nach Kleidung erkundigen, Marken und Trends usw.
- Kind- und jugendlichengerechte Hilfsmittel
- Handpuppen (z.B.: jedes Familienmitglied bekommt ein Puppe, welche dann miteinander reden usw.)
- Körperorientierte Interventionen (z.B.: Kind macht vor, wie z.B. hyperaktiv es ist, dann zeigt es dieses Verhalten in Zeitlupe, dann, welche Teile dieser Handlungen es stoppen kann usw.)
- Gemeinsames Zeichnen (z.B.: alle zeichnen was schwierig ist, was funktioniert, was sich ändern müsste usw.)
- Familienchoreografie (z.B.: szenisch wird ein Thema dargestellt, welches in Richtung Lösung weiter bewegt wird usw.)
- Visualisierung (z.B.: Anliegen einer jeden Person wird mit Metaplankarten oder Symbolen dargestellt oder eine spielt ihr Anliegen vor, die anderen müssen raten usw.)
- Familie macht ein Rollenspiel (z.B.: es wird eine Eskalation in der Familien in verschiedenen Akten mit entsprechenden Verkleidungen usw. aufgeführt usw.)
- Familienskulptur (z.B.: TherapeutIn stellt ihren Eindruck von der Familie dar usw.)
- Einsatz von metaforischen Geschichten (z.B.: TherapeutIn erzählt in Bezug auf eine Lösungsidee eine Geschichte [vgl. Haley, Peseschkian u.a.] und bezieht die Familienmitglieder mit ein, in dem sie Bewegungen (vgl. Klanggeschichte) dazu machen müssen usw.)
- Externalisierung des "Problems" (z.B.: das "Problem" wird personifiziert oder zu einer magischen Fabelgestalt, welches dominiert, gebändigt oder gehändelt werden muss usw.)
- Rituale durchspielen (z.B.: bei Einschlafstörungen eines Kindes wird die Vorbereitungs- und Einschlafsituation unter Einbezug der Eltern ritualisiert eingeübt usw.)
- Einen Film drehen (Paradoxe Verschreibungen, So-tun-als-ob-Rituale u.a.m.), z.B.: einem Jugendlichen, der ein "Problem" hat, wird per Drehbuch vorgegeben, so zu tun, als hätte er dieses "Problem" und mit der Familie dieses (theatralisch) zu spielen usw.
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